Im zweiten Anlauf: Rublev triumphiert am Rothenbaum

Im zweiten Anlauf: Rublev triumphiert am Rothenbaum

Im vergangenen Jahr musste Andrey Rublev noch zusehen, als Nikoloz Basilashvili den Siegerpokal in die Höhe streckte. Diesmal ist er der große Triumphator der Hamburg European Open! Der 22-jährige Russe gewann in einem packenden Finale gegen den neuen Hamburger Publikumsliebling Stefanos Tsitsipas den größten Titel seiner noch jungen Karriere.

Nach 2:19 Stunden bejubelte der Vorjahresfinalist etwas ungläubig seinen 6:4, 3:6, 7:5-Erfolg über den Weltranglistensechsten. Rublev und Hamburg – das scheint einfach zu passen!

Rund 2000 Zuschauer sahen auf dem „Center Court der Welt“ eines der spektakulärsten Endspiele der letzten Jahre am Hamburger Rothenbaum. Die beiden Weltklasse-Spieler – nur Novak Djokovic gewann im Jahr 2020 mehr Matches als die Hamburger Finalisten – lieferten sich vom ersten Ballwechsel an ein enorm offensiv geführtes Duell. Der Grieche war im ersten Satz derjenige, der mehr Risiko in Kauf nahm, doch Rublev spielte in der Anfangsphase des Matches beinahe fehlerfrei und verbuchte nach 43 Minuten ein 6:4.

Mittlerweile hatte sich Tsitsipas den schwierigen und nasskalten Bedingungen unter dem geschlossenen Dach des Center Courts immer besser angepasst. Nach einem frühen Break im zweiten Satz zog der ATP-Finals-Champion von 2019 sein Spiel viel konsequenter durch und erzwang mit einem 6:3 den Entscheidungsdurchgang. Beide hielten das Niveau auch in der Folge hoch, und begeisterten die Fans immer wieder mit intensiven Ballwechseln.

In der entscheidenden Phase des dritten Satzes führte Tsitsipas bereits mit 5:3, verlor aber danach komplett den Faden. Rublev wirkte körperlich und mental frischer und nahm seinem Gegner den schon sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand. Tsitsipas zeigte Nerven, holte nur noch drei der letzten 15 Punkte und servierte Rublev beim Matchball den Sieg mit seinem sechsten Doppelfehler auf dem Silbertablett.

„Nach Stefanos erstem Break im dritten Satz, dachte ich, dass es vorbei wäre. Aber am Ende hatte ich ein wenig mehr Glück! Ich denke, dass Stefanos und ich noch viele weitere Matches gegeneinander spielen werden, von denen er sicher auch einige gewinnen wird“, sagt der frischgebackene Hamburg European Open Champion und strahlte über beide Backen. „Letztes Jahr hat mir Sandra Reichel nach dem Finale gesagt, dass ich im nächsten Jahr gewinnen werde. Jetzt habe ich es tatsächlich geschafft!“, ergänzte Rublev, der den ersten 500er-Titel seiner Karriere feierte.

Tsitsipas, der seinen Premieren-Sieg bei einem 500er-Turnier verpasst hat, war die Enttäuschung sichtlich anzumerken: „Natürlich bin ich jetzt sehr enttäuscht, aber es war ein harter Kampf und so ist eben unser Sport. Es war eine großartige Turnierwoche und eine tolle Atmosphäre, um vor euch allen mein bestes Tennis zu spielen! Ich bin traurig, dass ich den Titel nicht mitnehmen konnte, aber ich kann es nicht erwarten, im nächsten Jahr zurückzukommen und dann hoffentlich den Turniersieg zu feiern“, resümierte der Fan-Liebling und verabschiedete sich mit einem herzlichen „Moin“ aus Hansestadt.

Rublev, der für seinen Triumph am Rothenbaum 79.330 Euro erhält, Tsitsipas bleiben 64.075 Euro, stellte nach seinem Erfolg fest: „Meine diesjährigen Siege in Doha und Adelaide konnte ich nicht wirklich feiern, weil ich direkt zum nächsten Turnier geflogen bin. Das geht mir hier ähnlich: Sobald die Pressekonferenz vorbei ist, werde ich in den Flieger steigen und zu den French Open fliegen. Dort hoffe ich natürlich, möglichst schnell für meine nächsten Matches bereit zu sein.“

Während beim Turniersieger der Blick schon wieder nach vorne geht, waren sich die Hamburger Fans einig: Dieses Finale war der krönende Abschluss einer denkwürdigen Turnierwoche.